Gedanken zur Losung am 31.3.2022 im Rahmen eines Friedensgebets

„Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

(2. Timotheus 2, 13)

Friedensgedanken am 31.3.2022

Liebe Gemeinde,

das Wort „treu“ Substantiv „Treue“ und damit zusammenhängend „Vertrauen“ (vgl. auch im Englischen das Wort „tree“) drückt Festigkeit, Bestand aus.

Darauf kannst du dich, kann man sich verlassen.

Nun – wo etwas Positives ist, ist auch etwas Negatives.

Im Deutschen gibt es dafür das Wort, besser die Vorsilbe „un-“

treu – untreu; Glaube – Unglaube.

Die Vorsilbe un- verneint. Darauf verlasse dich mal lieber nicht.

Im Moment heißt es: Auf die Sätze, die aus Russland kommen, dass es einen Truppenabzug gibt usw. kann man sich nicht verlassen. Vielleicht ist es nur Strategie, um sich zu sondieren und dann umso massiver zuzuschlagen.

Worauf kann ich mich wirklich verlassen?

Das ist für diejenigen unter uns, die Gefühle des Zweifelns und des Misstrauens kennen oder von ihnen geplagt werden, ein großes Thema.

Im 2. Brief an Timotheus – die Losung für den heutigen Tag – heißt es:

Auf IHN, auf Gott, kannst du dich zu hundert Prozent verlassen: er bleibt treu.

Warum: „Denn er kann sich nicht selbst verleugnen.“

Gott kann tatsächlich etwas nicht, was wir Menschen nur allzu gut können:

Gott kann nicht lügen. Und wer nicht lügen kann, der kann auch nicht betrügen.

Und wer weder lügen noch betrügen kann, auf den kann man sich verlassen – er ist treu.

Was bedeutet das denn: „sich selbst verleugnen“?

Es bedeutet, sich abwenden von dem, was ich als mein ganz Eigenes, mein ureigenes Denken, Fühlen und Handeln erlebe. Und an dessen Stelle etwas setze, von dem ich meine, das wäre mein Denken, Fühlen und Handeln. Diese Verdrehung des Eigenen findet seinen Ursprung in der Zeit, in der wir Menschenkinder noch sehr biegsam gewesen sind. Wie man eine junge Pflanze wo hin ziehen kann, so kann man auch Kinder „gut ziehen“: Indem man ihnen physische und psychische Nahrung nur dann gibt, wenn sie in die Richtung wachsen, die von dem, der sie „zieht“ und „erzieht“ auch erwünscht ist. Je weniger dieser Er-Zieher in der Lage ist, die eigenen und wirklichen Bedürfnisse der „jungen Pflanze“, genannt Kind, zu sehen, desto selbstverständlicher wird das Kind meinen, das, wohin es da gezogen wird, ist das, wohin es auch wachsen will. Es verwechselt – weil es die Sonne der Wahrheit nicht kennt – das Kunstlicht, unter dem es aufwächst, mit dem wahren Licht, mit der wirklichen Sonne.

Wird es von einem Sonnenstrahl der wirklichen Sonne eher zufällig getroffen, so meint es, dass dies natürlich auch – es kennt ja nichts Anderes – etwas Künstliches ist. Seine Erzieher – die das Kind und sein Denken für sich behalten wollen – bestätigen ihn darin, dass die wirkliche Sonne eine Täuschung und gefährlich ist – von ihr kann man einen Sonnenband kriegen, sie kann Hautkrebs verursachen – während die künstliche Sonne, die als echt ausgegeben wird – zum Wohle für alle ist.

Auf der politischen Ebene findet sich dieses Geschehen insbesondere in totalitären Staaten. Die Sonnte der Demokratie ist für sie so gefährlich, weil hier der Einzelne eine eigene Meinung hat und auch haben darf. Das große gemeinsame künstliche Licht des Gewächshauses wird in ihr nicht benötigt. Das ganz eigene Wachstum, die ganz eigene Meinung, das Eigen-Sein ist erwünscht. Und damit zerfällt die Einigkeit, die den Diktatoren so wichtig ist. Sie verstehen sich als die großen Bewahrer ihres Vaterlandes.

Und haben dabei vergessen, dass die Wahrheit keine Bewahrer braucht. So wie Kinder keine Erzieher brauchen. Man muss sie nirgendwo hinziehen. Es genügt, ihre Bedürfnisse wahr und ernst zu nehmen. Und sie immer wieder einzurahmen in guten, dem Leben dienenden Grenzen.

Voraussetzung dafür ist, ihnen selber eine wahrhaftige Beziehung vorzuleben. In der ich mir und meinen Mitmenschen nichts vormache.

Hierfür ist es gut einem Gott zu vertrauen und sich mit ihm zu verbünden, der sich selbst nicht verleugnen kann, AMEN

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