Meditative Predigtgedanken zum 2. Advent

Kopf hoch!

„Richtet Euch auf und erhebt Eure Häupter, denn Eure Befreiung ist nahe!“

Meditative Gedanken zum 2. Advent (5. Dezember 2021)

Blicke nicht zu weit nach oben: Dann läufst du Gefahr, die Stolpersteine deines Weges zu übersehen und hinzufallen.

Blicke nicht zu weit nach unten: Dann läufst du Gefahr, einen krummen Rücken zu bekommen und von dem Leben, das dich umgibt. nichts mehr mitzubekommen.

Stell dich auf deine eigenen Beine.

Selbst-ständig. Aufrechten Hauptes. Aufrichtig!

Sicher auf dem Mutter-Boden der Wirklichkeit stehend in guter Verbindung mit der väterlichen Höhe, die dich umgibt.

Mag sein, dass die Wirklichkeit dessen, was du in jungen Jahren erlebt hast, für deine kleine, junge Seele unerträglich gewesen ist. Vielleicht sind keimende Triebe aus Unachtsamkeit kaputt gegangen. Vielleicht wurden sie auch rücksichtslos abgeschnitten. Vielleicht bist du viel zu lange allein gelassen worden, im Dunkeln gestanden, so dass du welk geworden bist. Und hast dann gierig die wenigen Sonnenstrahlen, die dich beschienen haben, aufgesogen. Oder du bist viel zu lange ungeschützt in der prallen Sonne gestanden, so dass Vieles, was wachsen wollte, verbrannte.

Wie dem auch sei: Kopf hoch!

Was war, das war. Die einzige Chance, die du in der Gegenwart hast, ist: Der Augenblick, in dem du gerade lebst!

Ich persönlich glaube aus eigener Erfahrung: Wenn du in dein Unbewusstes hinab steigst, deine Träume dir merkst und ernst nimmst und aufmerksam bist für deine Gefühle, kannst du dein Jetzt, deinen Augenblick besser verstehen. Und das wiederum hilft dir, die vermeintlich unerträglichen Gefühle von damals besser zu halten und auszuhalten. Du musst sie dann weder an dir selber, an deinem eignen Körper, ausleben noch an deinen Mitmenschen.

Du kannst natürlich auch den Weg wählen, deine Gefühle und die darin liegenden Schmerzen Tag für Tag zu betäuben. Das Preis ist chronische Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit. Nicht selten in Verbindung mit Kopfschmerzen und anderen vegetativen Symptomen.

Und der Preis sind Durchbrüche deiner ungehaltenen Gefühle, für die du dich – wenn du mit dir ehrlich bist – dann wieder schämst.

Ich möchte dich ermuntern, der Wirklichkeit deines Lebens ins Auge zu schauen.

Ich möchte dich ermutigen, das, was du siehst, was du fühlst, was deine Intuition dir sagt, ernst zu nehmen. Versuche es auszusprechen, es in Kontakt mit dir und deinen Mitmenschen zu bringen. Lass dir nichts einreden, was dir nicht einleuchtet. Dann musst du deinen Kopf nicht hängen lassen und beschämt zu Boden schauen.

Versuche bei allem aber auch, dich in die Position deines Gegenübers einzufühlen. Einfühlen heißt, Verständnis für den Anderen zu haben, ohne ihm Recht zu geben.

Das geht nur, indem du dich nicht über deine Mitmenschen erhebst. Deine Arroganz ist nur die andere Seite deiner Depression. Beides hält dich von deinem Leben ab.

Mit erhobenen Kopf durchs Leben gehen heißt nicht, auf die Anderen herabzuschauen. Es heißt:

In der eigenen Mitte zu ruhen.

In ihr spürst du die Kraft der Liebe deines Gottes.

Mit ihr im Bunde wirst du aufhören zu hadern mit dem, wie es gewesen ist.

Mit ihr im Bunde wirst du aufhören zu hoffen, dass es irgendwann anders, besser werden wird.

Mit ihr wirst du auch aufhören dich zu ängstigen vor dem, was kommen wird.

Du weißt es nicht, du kannst es nicht wissen und du musst es auch nicht wissen.

Sei da. Sei da, wo du gerade bist.

Sei ganz da, wo du bist. Mit deinem kühlen Verstand und deinen wohltemperierten Gefühlen.

Drücke dich nicht vor deiner Verantwortung – aber überfordere dich auch nicht.

Aus deiner Mitte heraus kannst du dich vertreten.

Aufrecht und aufrichtig.

Mit Gottes Liebe in deinem Kreuz kannst du dem, was gerade ist, in die Augen schauen.

So wie du deinen Mitmenschen in die Augen siehst.

Wissend, dass auch dies nur ein Augenblick ist.

Dein Leben – die Fülle von Augenblicken. Lebe sie erhobenen Hauptes.

Steht auf und erhebt Eure Häupter, denn Eure Befreiung ist nahe.“

Die Türen deines Gefängnisses sind geöffnet.

Es liegt ausschließlich an dir, ob du den Mut hast, hindurch zu gehen.

Hinein in deine Freiheit.

Dazu verhelfe uns der stets kommende Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn, AMEN.

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